Das Imageproblem der Wechseljahre
Die Wechseljahre stehen für Verlust der Jugend, Fruchtbarkeit und Attraktivität.
Und sie stehen für Beschwerden aller Art an denen man zu leiden habe, da sie aus medizinischer Sicht in einen Mangelzustand kommen.
Der Gynäkologe und Pionier der Hormonersatztherapie, Robert Wilson, pries in seinem Bestseller „feminine forever“ die Hormontherapie als Heilmittel gegen die „Krankheit Wechseljahre“ an und als Zaubermittel für ewige Jugend, Schönheit, Gesundheit , Libido und Eheglück.
Er betitelte Frauen in der Menopause als „eine bissige Karikatur ihrer selbst. Ein Brennpunkt der Bitterkeit und Unzufriedenheit in unserer Zivilisation“.
Zum Schutz der Zivilisation vor soviel Unattraktivität bot der Markt nun eben Hormonpräparate. Inzwischen haben auch Anti-Aging-Cremes den Markt erobert, es gibt Schminktipps für die ältere Frau, Nahrungsergänzungsmittel für die Generation 40+ und selbst eine Anti-Falten-Diät.
Die Wechseljahre werden völlig individuell erlebt. Und so sollte jede Frau auch nach individuellen Lösungen suchen.
Und wenn eine Hormonsubstitution nötig ist, dann sollte das nach dem Empfinden der Frau und nicht nach Laborwerten erfolgen.
Leider gibt es immer noch gynäkologische Arztpraxen, bei denen eine gute Beratung zum Thema Wechseljahre Mangelware ist, wie folgendes Zitat eines Gynäkologen zeigt: “Sie sollten die Hormontherapie unbedingt durchführen, es kann doch für ihren Mann (!) nicht angenehm sein, wenn sie nachts neben ihm derart schwitzen“.
2002 ließ der Berufsverband der Frauenärzte e.V., Landesverband Niedersachsen, in einer Pressemitteilung verlauten: „Wechseljahre sind eine Krankheit und nicht natürlich. Sie sind von Menschenhand geschaffen…Eine Hormonersatzbehandlung bedeutet eine Zurückversetzung der Frau in ihren „Naturzustand“.
Wir haben viele Lebensjahre hinzu gewonnen.
Heutzutage sind Frauen unverheiratet, verheiratet, geschieden, wieder verheiratet, mit und ohne Kinder, müssen oder mussten Kinder und Berufsleben unter einen Hut bringen, bilden sich in jedem Alter weiter und springen manchmal auf ganz andere oder mehrere Züge auf, wenn z.B. derjenige mit der Karriere nach der Kindererziehung abgefahren ist.
Wir haben jedoch viele Lebensjahre hinzu gewonnen.
Ein Geschenk, das zugleich eine Aufgabe mit sich bringt.
Frauen haben am Gestalten der Welt auch noch anderen Anteil als den der Fortpflanzung und Kindeserziehung.
Viele Frauen entwickeln vor allem in der 2. Lebenshälfte ihre Stärken und ihre einzigartige Persönlichkeit.
Wir können dies an vielen Beispielen in der Geschäftswelt, Literatur, Politik und im sozialen Geschehen sehen.
Wir verfügen über viel Lebenserfahrung, stehen besser über den Dingen, vertrauen mehr unserem eigenen Urteil und lassen uns nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen.
Frauen vertreten ihre Meinung mit mehr Vehemenz, können besser für sich selbst einstehen, übernehmen mehr Verantwortung und Kontrolle und genieren sich nicht mehr, ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen.
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